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Archiv verworfener Möglichkeiten

Die Bildmontagen von Naomi Schenck zeigen Szenerien für ungedrehte Filme: Meist menschenleere Räume, aufgelassene Gebäude, mit Zufallsrequisiten befrachtete Orte, die einst von Leben gefüllt waren und irgendwann verlassen wurden. Die aber »von Stoffen voll« sind, die Geschichten beherbergen oder verbergen.

35 deutschsprachige Autoren, Essayisten und Publizisten haben sich von den Bildern und Montagen anregen lassen, diese Geschichten zu finden und zu bergen, die Räume mit neuem Leben zu füllen, sie in einen eigenen Sprach-Film einzumontieren.
Es gab keine Vorgabe: Ob Erzählung, Gedicht, Essay oder Dialogszene – alles ist möglich in diesem Archiv verworfener Möglichkeiten.

Mit Texten von:

Marcel Beyer, Barbara Bongartz, Helmut Böttiger, Dorothea Dieckmann, Heinz Emigholz, Saskia Fischer, Arno Geiger, Wilhelm Genazino, Judith Hermann, Dagrun Hintze, Thomas Kapielski, Sandra Kellein, Georg Klein, Gert Loschütz, Michaela Mélian, Andreas Neumeister, Rolf Nohr, Annette Pehnt, Kathrin Röggla, Felix Römer, Ulrich Rüdenauer, Ulrike Almut Sandig, Sabine Scho, Lutz Seiler, Bernd Stiegler, Hans Thill, Stephan Thome, Wim Wenders, Roger Willemsen, Hubert Winkels, Frank Witzel, Jens Wonneberger, Norbert Zähringer, Feridun Zaimoglu, Ulf Erdmann Ziegler

176 Seiten. Broschiert
ISBN 978-3-936-29814-7
Erschienen bei belleville, 2010

Pressestimmen / Rezensionsnotizen aus dem ›Perlentaucher‹

›Sogar bis ins Unendliche scheinen die in den Texten und Bildern dieses Bandes aufgehobenen Möglichkeiten die Rezensentin zu verweisen. Das von Naomi Schenck und Ulrich Rüdenauer gemachte Angebot zum Flanieren zwischen den Beiträgen und den Fotos verworfener potentieller Drehorte, die Schenck als Locationscout für den Film gesammelt und archiviert hat, nimmt Catharina Koller gerne an. Die sanfte Trostlosigkeit der aufgegebenen Räume scheint ihr durch den nüchternen Kamerablick Schencks einen kongenialen Ausdruck zu finden, zugleich werden Zuschreibungsmöglichkeiten eröffnet, die Regisseure wie Wim Wenders und Autoren wie Georg Klein in verschiedenen Textformen umkreisen, wie Koller, selbst stark inspiriert durch diese Konstellation, uns mitteilt.‹

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.01.2011

›Dies Buch ist viele. Jan Wiele kann sich noch nicht recht entscheiden, ob er es einfach als Bildband, als Sammlung von mehr oder weniger überzeugenden Texten oder als die Gelüste eines Voyeurs befriedigendes Bildregister nutzen soll. Sicher ist nur, dass Wiele von Naomi Schenck und Ulrich Rüdenauer jede Menge Denkanstöße bekommt, die Klassifizierung des Bandes wird darüber zweitrangig. Nimmt Wiele die hier versammelten Motivfotos potenzieller Drehorte als reines Bildarchiv, fühlt er sich an Jeff Wall erinnert. Liest er die mal szenischen (zum Beispiel bei Georg Klein), mal lyrischen (etwa bei Marcel Beyer) Bildkommentare, scheidet Wiele Geglücktes (Lutz Seiler) von Schwächerem (Wim Wenders) und entscheidet sich schließlich für eine weniger konventionelle Lesart, der frei schweifenden nämlich.‹
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.2010